Theodor W. Adornos berühmte Forderung, dass „Auschwitz nicht noch einmal sei“, hat auch im Jahr 2020 nicht an Aktualität verloren.

Die jüngsten Entwicklungen geben vielmehr Anlass zur Sorge: auf Demonstrationen vermischen sich Maßnahmenkritik der Bundesregierung zunehmend mit antisemitischen Narrativen, der „Judenstern“ wird zur Provokation missbraucht, um sich als Opfer zu stilisieren und Bürger*innen marschieren an der Seite von dezidierten Neonazis und Rechtsradikalen unter Reichskriegsflaggen. Die sogenannte „Querdenken-Demonstration am 07. November in Leipzig hat dabei in aller Deutlichkeit das steigende Gewaltpotential jener Bewegungen gezeigt, die sich immer weiter von den zentralen Werten eines friedlichen und demokratischen Zusammenlebens entfernen.

Umso wichtiger ist es, die Erinnerung an den „Rückfall in die Barbarei“ wachzuhalten. „Barbarei besteht fort, solange die Bedingungen, die jenen Rückfall zeitigten, wesentlich fortdauern“, so Adorno 1966. Deswegen fordert es mindestens eine doppelte Kritik von uns: Einerseits bedarf es einer wachen und kritischen Haltung gegenüber den menschenfeindlichen gesellschaftlichen Entwicklungen, die wir mit großer Sorge wahrnehmen. Andererseits müssen wir auch unsere eigene Haltung kritisch betrachten und latente und subtile Antisemitismen aufdecken und überwinden. Eine zeitgemäße Erinnerungskultur ist dabei essentiell, um die große Bedeutung einer solchen kritischen Haltung zu verstehen.

Das Forum für Interkulturellen Dialog gedenkt an diesem Tag den Opfern des Antisemitismus, insbesondere denen der Novemberpogrome von 1938.

Angesichts der aktuellen Lage, schließen wir uns den Forderungen der Bildungsstätte Anne Frank nach einer zeitgemäßen Gedenkkultur und einem politischen Plan für den Umgang Verschwörungsideologien im Rahmen der Corona-Krise an. An dieser Stelle möchten wir auf die scharfsinnige Analyse der Bildungsstätte in ihrer Pressemitteilung vom 09. November hinweisen, die unter folgendem Link abzurufen ist: https://www.bs-anne-frank.de/fileadmin/user_upload/Slider/Presse/PM_BSAF_2020_9._November.pdf

Abschließend möchten wir auf den Vortrag „Antisemitismus unter Muslimen“ von Hasan Dagdelen am 10. November 2020 hinweisen. Aufgrund der aktuellen Situation der Pandemie, wird der Vortrag über Zoom stattfinden. Die Zugangsdaten zur Veranstaltungen werden Ihnen nach Anmeldung unter anmeldung@fidev.org zugesendet.