Gesellschaft und Politik
Die (Nicht-) Vereinbarkeit von Religion und Staat
30. Oktober 2024 • Haus am Dom • Frankfurt am Main
Der Verein FID e.V. (Forum für Interkulturellen Dialog e.V.) veranstaltet in Kooperation mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung eine Podiumsdiskussion, die sich mit einem hochaktuellen und kontroversen Thema auseinandersetzt: der (Nicht-)Vereinbarkeit von Religion und Staat. Unter dem Titel „Was sagen Halacha, Kirchenrecht und Scharia zu Demokratie und Rechtsstaat?“ werden renommierte Experten die Schnittstellen und Spannungen zwischen religiösen Normen und den Prinzipien der Demokratie und des Rechtsstaats beleuchten.
Zu den hochkarätigen Referenten gehören:
- Prof. Dr. iur. Dr. h.c. Mathias Rohe: Emeritierter Richter am Oberlandesgericht und Professor für Öffentliches Recht und Rechtsvergleichung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Prof. Rohe ist einer der führenden Experten auf dem Gebiet des islamischen Rechts in Europa und hat sich intensiv mit der Frage der Integration islamischer Rechtsnormen in westliche Rechtssysteme auseinandergesetzt.
- Prof. Dr. iur. Cefli Ademi: Professor für öffentliches Recht an der Universität Münster. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf dem Verhältnis von Staat und Religion sowie auf den Herausforderungen, die religiös geprägte Rechtsnormen an die modernen Verfassungsstaaten stellen.
- Prof.’in Dr. Tine Stein: Professorin für Politikwissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen. Sie beschäftigt sich insbesondere mit dem Spannungsverhältnis zwischen Religion und Politik und den Herausforderungen, die sich daraus für pluralistische Gesellschaften ergeben.
- Rechtsanwalt Daniel Neumann: Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen und ausgewiesener Kenner des jüdischen Religionsrechts, der Halacha. Herr Neumann hat sich intensiv mit den Fragen der jüdischen Identität im Kontext moderner westlicher Demokratien beschäftigt.
Die Diskussion wird von Dr. Daniel Deckers, einem renommierten Journalisten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), moderiert. Dr. Deckers ist bekannt für seine tiefgehenden Analysen und Berichterstattung zu Themen rund um Religion, Politik und Gesellschaft. Seine Expertise und journalistische Erfahrung machen ihn zu einem idealen Moderator, um die verschiedenen Perspektiven der Diskussionsteilnehmer herauszuarbeiten und das komplexe Thema für das Publikum zugänglich zu machen.
Religion, Gläubige und Staat, wie ist das Verhältnis?
Die Frage nach dem Verhältnis von Religion und Staat gehört sowohl in Deutschland als auch weltweit zu den Grundpfeilern des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Die Diskussion über die Vereinbarkeit von religiösen Normen mit den Prinzipien der Demokratie und des Rechtsstaats ist vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen unerlässlich. Insbesondere der zunehmende Einfluss religiöser Identitäten auf politische Debatten, Fragen der Integration und der Umgang mit religiös motivierten Paralleljustizsystemen stellen die Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Hier stellt sich die Frage: Lassen sich unterschiedliche Rechtsauffassungen und moralische Vorstellungen, die aus religiösen Traditionen hervorgehen, mit den Grundwerten moderner Verfassungsstaaten, wie sie etwa im deutschen Grundgesetz verankert sind, vereinbaren?
Gerade im Jahr des 75. Jubiläums des Grundgesetzes wird diese Diskussion besonders wichtig. Das Grundgesetz, als Fundament der Bundesrepublik Deutschland, garantiert Religionsfreiheit und sichert gleichzeitig die Trennung von Religion und Staat. Doch wie vertragen sich religiöse Gesetze, wie sie in der Halacha, dem Christlichen Recht und der Scharia zu finden sind, mit den Prinzipien der Demokratie und des Rechtsstaats? Diese Frage bewegt nicht nur Juristen und Theologen, sondern die gesamte Gesellschaft.
Mit dieser Veranstaltung soll zu einem tieferen Verständnis dieser komplexen Thematik beigetragen und der interkulturelle Dialog gefördert werden. Die Auseinandersetzung mit den Perspektiven unterschiedlicher Religionen auf Demokratie und Rechtsstaat ist nicht nur ein akademisches Unterfangen, sondern von großer praktischer Bedeutung für das Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft.