Kulturelle Teilhabe

"Was fehlt, wenn Gott fehlt"

20. – 22.09.2024 • Burg Rothenfels • Rothenfels

Was fehlt, wenn Gott fehlt BurgRothenfels FIDeV

Seit der Aufklärung im 18. Jahrhundert hat sich in Westeuropa eine kontinuierliche Veränderung im Umgang mit religiöser Sprache und Denkmustern vollzogen. Unterschiedliche philosophische Strömungen und Weltanschauungen haben versucht, die als überholt und unzeitgemäß betrachtete Religion abzulösen. Der Begriff der Säkularisierung beschreibt diesen Prozess, in dem sich die Gesellschaft zunehmend von der Religion als zentralem Bezugspunkt in allen Kulturbereichen löst.

 

Säkularisierung umfasst drei wesentliche Dimensionen: die Trennung von religiösen Institutionen und Normen in nichtreligiösen Bereichen, wie etwa im Recht und in der Moral, die Privatisierung der Religionsausübung und den Rückgang konfessioneller Religiosität.

 

Diese Veränderungen erleben wir auch im Alltag: Gespräche über Gott wirken oft wie Überbleibsel aus vergangenen Zeiten und können sogar Schamgefühle auslösen. Es ist nicht selten, dass man in die Defensive gerät, wenn man sich zu einem Glauben bekennt, der über empirische Erkenntnisse und den Tod hinausgeht.


Doch ist es tatsächlich möglich, das menschliche Leben und Erleben vollständig in säkularer Sprache auszudrücken? Können wir über das Menschsein sprechen, ohne Gott zu erwähnen? Wo stößt die reine Vernunft an ihre Grenzen, wenn es darum geht, die menschliche Wirklichkeit zu erfassen? Was fehlt uns, wenn Gott fehlt?

 

Schwerpunkte


Freitag, 20. September 2024


Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi
Bedürftig nach Gott? Eine islamische Perspektive


Der Islam versteht sich als von Gott gestifteter Weg zur Glückseligkeit. Doch was genau bedeutet der Gottesgedanke, um den sich alles dreht? Warum brauchen wir Gott? Gibt es im 21. Jahrhundert noch einen plausiblen Grund, warum wir „Bedürftige Gottes“ sein sollten, wie es im Koran heißt? Was fehlt uns, wenn Gott fehlt?


Samstag, 21. September 2024

 

Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel
„Aber er fehlt. Mir“ – Vom „Fehlen Gottes“ in der Gegenwartsliteratur am Beispiel von Martin Walser


Ist die Rede von Gott in der Gegenwartsliteratur wirklich obsolet geworden? Es scheint, als gäbe es einen kulturellen Konsens, dass religiöse Sprache in literarischen Texten tabu ist. Doch es gibt auch Gegenstimmen, die diesen Konsens hinterfragen. Hat der Gewinn an Freiheit auch einen Verlust mit sich gebracht? Fehlt uns etwas, wenn die Rede von Gott verstummt? Welche Konsequenzen hat das für unsere Gesellschaft? Martin Walser setzt sich in seinem Spätwerk kritisch mit dieser Entwicklung auseinander und stellt scheinbar tabuisierte Fragen neu.


Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi
Gottessehnsucht – Das Fehlen Gottes im Dichten und Denken Rumis


Dschalal ad-Din Muhammad Rumi (1207–1273), von seinen Anhängern als Maulana/Mevlana („unser Meister“) verehrt, zählt zu den bedeutendsten spirituellen Persönlichkeiten des Islams. Seine Werke sind von einer tiefen Sehnsucht nach Gott durchdrungen, die bis heute Menschen inspiriert und für die Gotteswirklichkeit öffnet. Worauf gründet sich diese Sehnsucht und wie gelingt es Rumi, uns an ihr teilhaben zu lassen?


Sonntag, 22. September 2024

 

Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel
Die „Sehnsucht nach dem ganz Anderen“ – Plädoyer für eine Rede von Gott, die der Religionskritik standhält. Erfahrungen eines Christenmenschen


Die moderne Religionskritik seit der Aufklärung hat die Rede von Gott von Missbrauch und ideologischer Überfrachtung befreit. Ist damit die Rede von Gott „erledigt“ oder wurden vor allem die Gottesbilder gereinigt? Lassen sich Ansätze zu einer nachkritischen Gottesrede finden, die sowohl der Kritik standhält als auch den säkularistischen Zeitgeist hinterfragt? Für einen Christen bleibt die Reinigung der Gottesbilder eine dauerhafte Verpflichtung und zugleich ein Auftrag, um Gottes und der Menschen willen anders von Gott zu reden. Persönliche Erfahrungen spielen dabei eine entscheidende Rolle.

 

Hier geht zur Anmeldung

Flyer zur Veranstaltung