Politische Bildung

KZ- Gedenkstättenfahrt nach Mannheim

#We Remember! Gedenkstättenausflug nach Mannheim- Sandhofen

Am 30.11.2024 führte FID e.V. erfolgreich eine Gedenkstättenfahrt für Jugendliche im Alter von 16- 25 Jahren zur KZ- Gedenkstätte Mannheim- Sandhofen und zur Mannheimer Synagoge durch. Der Ausflug, an dem etwa 15 junge Interessierte teilnahmen, hatte es zum Ziel, junge Menschen für die NS- Vergangenheit Deutschlands zu sensibilisieren, politisch zu bilden und zu einem demokratischen und antifaschistischen Bewusstsein beizutragen.


Bei dem Besuch und der Führung durch das ehemalige KZ in Mannheim- Sandhofen konnten die Teilnehmenden sehr viel lernen. Beispielsweise über den Warschauer Aufstand, der eine zentrale Rolle in der polnischen Erinnerungskultur spielt. Er handelt sich dabei um den größten Aufstand einer Zivilbevölkerung gegen das Naziregime und wurde von der polnischen Untergrundbewegung getragen. Dennoch wird er im Geschichtsunterricht in Deutschland kaum thematisiert. Nach dem gescheiterten Aufstand setzte sich die nationalsozialistische Regierung das Ziel, die Stadt Warschau komplett zu zerstören, wodurch die Bewohner*innen Warschaus systematisch ermordet oder in Konzentrationslager verschleppt wurden. Die Häftlinge des KZ Mannheim- Sandhofens waren größtenteils Deportierte aus Warschau. Mehr zum Aufstand hier.


Es wurde auch über fehlende Konsequenzen für Firmen diskutiert, die das NS Regime unterstützten. Das Konzentrationslager in Mannheim wurde von Daimler Benz (heute Mercedes Benz) geführt, wurde aber nie dafür zur Verantwortung gezogen, dass sie für das Leiden und Sterben der Häftlinge verantwortlich sind. Durch diese Auseinandersetzung konnten die Teilnehmenden die Aktualität des Themas erkennen, das bis in die heutige Zeit reicht und die Relevanz verstehen, sich immer wieder kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Denn Vergangenes liegt nicht abgeschlossen in der Vergangenheit, sondern hat Auswirkungen und Kontinuitäten bis in die Gegenwart.

Auch die fehlende Aufklärung in der deutschen Zivilgesellschaft wurde angesprochen, sowie das Leugnen und Verdrängen der NS- Verbrechen. Die Mannheimer Zivilgesellschaft leugnete, wie fast überall in Deutschland, von dem Lager gewusst zu haben. Dass dies nicht der Wahrheit entsprechen kann, wird z.B. durch die Geographie des Lagers und den täglichen, sechs Kilometer langen Marsch der Häftlinge vom KZ durch die Innenstadt zur Fabrik, deutlich. Die Jugendlichen konnten so über die kollektive Verdrängung in Deutschland lernen und erkannten die Wichtigkeit von Erinnerungsorten und Gedenkstätten.


Durch den Guide Marco Brenneisen wurde die Ausstellung erläutert, Zusammenhänge erklärt und die Fragen der wissbegierigen Teilnehmer:innen beantwortet. Dadurch wurde die äußerst spannende und informative Führung ermöglicht. Er gab Einblicke in das Leben im Konzentrationslager und konnte Hintergrund-informationen zu einzelnen Menschen, beispielsweise M. Krainski und E. Majewski geben.


Anschließend besuchte die Reisegruppe die Synagoge der jüdischen Gemeinde Mannheim im Gemeindehaus, wo ein reger interreligiöser Austausch ermöglicht wurde. Der Kantor Amnon Seelig gab eine kurze Führung durch die beeindruckende Synagoge und das Gemeindehaus. Durch die historische Einordnung lernten die Teilnehmenden über die Zerstörung der alten Synagoge und anderer jüdischer Einrichtungen im Zuge der Novemberpogrome 1938, bei denen brutal gegen jüdische Menschen vorgegangen wurde. Auch die Erfahrungen von Antisemitismus in der heutigen Zeit spielten eine Rolle und setzten einen Aktualitätsbezug.


Die Teilnehmenden interessierten sich darüber hinaus für religiöse Themen, sowie die Traditionen und Rituale des Judentums. Bewundert werden konnte der Innenraum der Synagoge mit dem Toraschrein und bewundernswerten Verzierungen. Außerdem durften die Teilnehmenden das Gebetsbuch durchblättern und lernten über Musik als Mittel des Gebets im Judentum, wobei sie auch eine kleine musikalische Kostprobe genießen durften.


Im Vordergrund des Ausflugs stand die politische und historische Bildung von Jugendlichen. Dabei konnten junge Menschen dazu animiert werden, sich zu informieren, zu erinnern und kritisch nachzufragen. Ohne Amnon Seelig und Marco Brenneisen wäre dies nicht möglich gewesen, weswegen wir uns ganz herzlich bei Ihnen für die Zeit und die informativen Führungen bedanken möchten. Wir bedanken und auch bei unserem Kooperationspartner der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. Außerdem sind wir sehr froh, über das Interesse bei den Jugendlichen, die den Tag zu etwas Besonderem gemacht haben und immer gute Fragen gestellt haben. Über weitere Veranstaltungen informieren wir Sie hier.


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