Grundsteinlegung des jüdisch-christlich-muslimischen Gebetshauses in Berlin
Frankfurt, 10.06.2021 – Am 27. Mai wurde der Grundstein für ein Mehrreligionenhaus in Berlin gelegt. Seit 2011 wird an der Idee eines jüdisch-christlich-muslimischen Gebets- und Lehrhauses gearbeitet. Der hessische Projektbotschafter, Kadir Boyacı (FIDeV), zieht nach dem Treffen der Projektbotschafter eine positive Bilanz: Die Grundsteinlegung sei ein wichtiger Schritt auf einem langen Weg zu einem friedlicheren Miteinander der Religionen.
Die Idee eines gemeinsamen Gebetshauses für Jüd:innen, Christ:innen und Muslim:innen ist weltweit einmalig. Die letzten Wochen haben den Frankfurter Projektbotschafter, Kadir Boyacı, darin bestärkt, wie wichtig das Projekt ist: „Religion bedeutet heute für viele Menschen Nahost-Konflikt oder IS. Das House of One ist wichtig, um den Menschen zu zeigen, dass die Religionen anerkennend und wertschätzend zusammenleben können.“ Das Projekt steht im Zeichen des interreligiösen Dialogs, einer religiösen Perspektive, die Gemeinsamkeiten und Offenheit für die jeweils andere Tradition ins Zentrum stellt.
Für den Philosoph Wilhelm Schmid ist das Fragenstellen die zentrale Gemeinsamkeit. In seiner Festrede zur Grundsteinlegung stellte er das Fragen „nach dem Wesentlichen“ als Ursprung der Religionen dar. Damit meint er beispielsweise die Frage nach dem Sinn des Lebens oder einem Leben nach dem Tod. Jeder Mensch sieht sich nach Schmidt damit konfrontiert, nur die Antworten seien letztlich unterschiedlich. Dass mit Schmid aber ein Philosoph und kein Theologe Gastredner beim Festakt war, zeigt, dass das House of One nicht nur sakraler, sondern auch kultureller Raum sein soll.
Neben drei sakralen Räumen ist ein zentraler vierter Raum zur Begegnung in der Mitte des Gebäudes geplant. „Wir wollen einen Ort des Austauschs schaffen, in dem nicht-religiöse genauso wie religiöse Menschen, Akteur:innen aus Politik, Kultur und Wissenschaft miteinander ins Gespräch kommen“, so Kadir Boyacı. Boyacı ist seit vielen Jahren im Dialog aktiv ist. Er betont, dass dieser sich nicht auf das Gespräch zwischen den Religionen beschränken dürfe.
Bereits in den 80er Jahren haben Soziolog:innen wie Detlef Pollack und Ulrich Oevermann eine immer fortschreitende Säkularisierung prognostiziert. Religionsgemeinschaften sehen sich deswegen heute immer stärker mit einer Kritik von außen konfrontiert. Religion wirkt für viele Menschen nicht mehr zeitgemäß, irrational und sogar prinzipiell verdächtig. Boyacı möchte dieser Entwicklung entgegenwirken: “Das Haus of One ist ein Ort, um Kontaktängste abbauen.” Das gelte in beide Richtungen, auch die Religionen dürften keine Angst vor den Wissenschaften haben.
Das House of One soll ab 2024 benutzbar sein. Bis dahin kann schon die intensive Zusammenarbeit der Vertreter:innen der Religion als ein Zeichen des Friedens gelten.